Dienstag, 25. März 2008

Es geht voran...

Hallo allerseits

Im letzten Beitrag habe ich mein Vorhaben angekündigt, schon bald wieder einen Eintrag zu schreiben, und siehe da; schu dinn! Nun lest und staunt!

Zuerst das Sensationellste: Ob ihrs glaubt oder nicht, ich konnte mich endlich zu einem Friseurbesuch überwinden. Scheinbar sind meine Spanischkenntnisse doch nicht so gut wie erwartet, denn plötzlich war alles weg, oder zumindest mehr als ich erwartet habe. Klar, ich könnte den Haaren jetzt nachtrauern, doch habe ich mich mittlerweile mit der etwas geringeren Länge mehr oder weniger abfinden können. (Anmerkung der Redaktion: An dieser Stelle wollte ich eigentlich ein Vorher/Nachher-Bild zeigen, bin aber noch nicht dazu gekommen eins zu machen. Ich verspreche, es so bald wie möglich nachzuliefern)
Nicht weniger interessant ist, dass ich hier im Moment Autofahren und Tanzen lerne; wobei ich scheinbar bedeutend mehr Talent für Ersteres habe. Auf jeden Fall bin ich schon so weit, dass ich in und um Alajuela, einer der grössten Städte des Landes, herumgefahren bin und auch einen Ausflug nach Puntarenas habe ich schon hinter mir. Der Verkehr dort war ziemlich chaotisch, das Fahren mehr so nach Gefühl (wie beim Tanzen), und die Hupkonzerte ohrenbetäubend, galten jedoch nur selten mir. Zur besseren Veranschauung ein Bild, so, hier:


Alajuela Downtown

Mein Fahrlehrer ist natürlich erste Klasse, er bringt mir alle Facetten des costaricanischen Fahrens bei, wie zum Beispiel Schlaglöcher-und-offenen-Autotüren-Ausweichen, mit-Handbremse-bremsen und auf schnellstem-Weg-zur-Hupe-greifen. Zudem hat er so tolle Sprüche auf Lager wie: "Wenn eine hübsche Chica am Strassenrand steht, sollte man nicht zu schnell fahren, damit man sie besser begutachten kann!" oder: "Hier in der 25er-Zone solltest du besser erstmal etwas langsamer fahren, vielleicht 60 oder so!" Auch kommt es gelegentlich vor, dass er während einer Stunde 1 oder 2 Bier trinkt. Ob und wie legal diese Fahrstunden sind, ist mir bis jetzt nicht klargeworden. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass alles ganz vorschriftsgemäss sei, bis wir eine Verkehrskontrolle passierten und mein Lehrer zu schwitzen und rot anzulaufen begann und mich nervös auf Spanisch anflehte, ich solle doch bitte so gut sein und hier etwas langsamer zu fahren. (Anmerkung der Redaktion: An dieser Stelle wollte ich eigentlich ein Bild von mir beim Autofahren zeigen, bin aber noch nicht dazu gekommen eins zu machen. Ich verspreche, es so bald wie möglich nachzuliefern)
Wieder einmal wurde in meinen Augen das Klischee bestätigt, dass in Costa Rica gesetzesmässig sehr viel in einer Grauzone verläuft und zudem Beziehungen ausserordentlich wichtig sind. So könnte mein Fahrlehrer zum Beispiel organisieren, dass ich für die Prüfung zum costaricanischen Führerschein zugelassen werde (obwohl das Ausländer normalerweise nicht können) und dabei sogar noch eine einfachere Prüfung bekommen würde. Da dieser Führerschein in der Schweiz jedoch nicht akzeptiert wird, werde die Prüfung wohl kaum machen.

Wenn wir gerade beim Thema halb-illegal sind, ich persönlich bin im Moment irgendwie auch in diese Sparte gerutscht, die drei Monate welche ich mich offiziell in Costa Rica aufhalten dürfte, habe ich nun schon um beinahe zwei Wochen überschritten. Dies ist grundsätzlich nicht wirklich ein Problem, allerdings ist es besser, wenn ich das Land für 72 Stunden verlasse und dann zurückkomme. Ich hätte auch die Möglichkeit, an Bekannte von Bekannten etwas Geld zu zahlen, die dann aus einem Tag drei machen können, ihr wisst schon wie ich meine, aber da mich Octavio eingeladen hat, nächsten Samstag nach Panama an ein Konzert von "Calle 13" zu kommen, werde ich den etwas legaleren Weg nehmen.

Um aufs Tanzen zu sprechen zu kommen; eigentlich war mir dies nie so ganz geheuer, aber irgendwie hat es mich dann doch gereizt, es zu lernen; zumal hier bei jeder Gelegenheit immer alle tanzen, an Dorffesten, Geburtstagen, weil sie ein spezielles Lied hören oder einfach nur weil sie betrunken sind. Nachdem die ersten Versuche, einfach mal so mitzutanzen, nicht wirklich gelungen sind, habe ich mich überreden lassen, es mit einer Tanzschule zu versuchen. Diese kostet knapp 10 Franken pro Monat und bietet vier mal pro Woche eine Stunde, in der man alles von Salsa über Merengue bis zu Cumbia lernen kann. Irgendwie scheine ich jedoch nicht mit übermässigem Talent gesegnet zu sein, zudem sind die anderen Schüler schon ziemlich fortgeschritten und der Lehrer scheint ein ziemlicher Narzisst zu sein; es ist ihm vor allem wichtig, dass er gut tanzt; und so bewegt er sich meistens mit der doppelten Geschwindigkeit wie seine Schüler. Aber so schlimm ist das nicht, auf jeden Fall gibt es hier genügend Möglichkeiten zum Üben und schliesslich ist ja der Weg das Ziel.



So gut wie dieser Herr tanze ich leider noch nicht...




Beim Versuch, dieses Foto zu machen, habe ich mich in Lebensgefahr begeben (man beachte das freundliche Gesicht ganz rechts)

Was gibt es sonst noch zu erzählen? Ach ja, da war ja noch das Fest anlässlich Macos fünfzigstem Geburtstags. Dieses beinhaltete alles, was ein gutes Fest braucht, gute Musik (natürlich wurde wieder jede Menge getanzt), eine cremige Torte und die gerade richtige Menge an Betrunkenen. Alles war ziemlich gut durchorganisiert, die Kellner (unter anderen ich) waren ausserordentlich flink, die Sänger (unter anderen ich) brachten Geburtstagsständchen in allen möglichen Sprachen zu Stande und die Fotografen (unter anderen ich) leisteten hervorragende Arbeit.


Eine wirklich cremige Torte


Ein tolles Partyspiel mit Sirup, Guaro und Eis - ratet mal wer gewonnen hat...

Auch sonst gab's viel zu feiern, in der sogenannte "Semana Santa", der Woche vor Ostern, in welcher die meisten meiner Kumpanen Ferien hatten, habe ich mich, im Gegensatz zu einigen anderen, nicht wirklich religiös verhalten.



Einige andere

Ich habe diese Woche aber sehr genossen, unter anderem enthielt sie mehrere Fahrradausflüge, einen Trip an den Strand, diverse Schwimmbad-Besuche (inklusive Übernachtung) und natürlich unzählige Fiestas. Das mit den Fiestas wurde gegen Ende der Woche etwas erschwert, da von Donnerstag bis Sonntag kein Alkohol verkauft werden durfte. Dies bedeutet natürlich nicht, dass nicht getrunken wird. Der schlaue Tico deckt sich einfach rechtzeitig mit genügend Guaro ein, so dass er die Trockenzeit sicher übersteht; und der noch Schlauere verkauft einen Teil seines Vorrates zu horrenden Preisen an all die weiter, welche es verhängt haben, Vorkehrungen zu treffen (Leute wie du und ich).


Auf dem "Puente de Rio Grande" - Bild von einem sonntäglichen Fahrradausflug (Fahrrad ist nicht im Bild)

An dieser Stelle möchte ich mich noch bei Gotte bedanken, welche mir genügend Schokolade geschickt hat, um mindestens vier Ostern zu überleben. Ein grosser Teil davon habe ich dann jedoch verschenkt, beziehungsweise im Garten versteckt, wo die Kleinen dann danach suchen durften.


Auf der Suche nach Eiern

So. Das war's wieder von den Costa Rica Nachrichten. Und wenn du noch mehr lesen willst Alter, schau einfach wieder rein wenn es heisst: Pura Vida!

Montag, 17. März 2008

Vacaciones de las vacaciones

Es ist weitläufig bekannt, dass jeder ab und zu einmal eine Auszeit braucht. Eine Pause vom stressvollen Alltag, Momente, in denen man sich zurücklehnen und die täglichen Sorgen und Probleme hinter sich lassen kann. Da ich hier ständig unter enormem Stress stehe, war ich der Ansicht, dass auch ich mal Ferien verdient habe. So kam es, dass ich einige Extranjeros (namentlich meine Mutter (Rita), meine Gotte (Ursula) und ihren Mann (Leo)) hierhin, in das Land wo sich Banane und Kokosnuss Gutenacht sagen, eingeladen habe.

Gotte, meine Mutter und Leo vor dem Arenal-See

Gotte und Mama kommen vom Ausgang nach Hause
Um zu verhindern, das meine Dschungelunerfahrenen-quadratschweizerischen-füdlibürger-Gäste im Urwald von Tigern gefressen, von Rebellen verschleppt oder in San Jose von Taxis überfahren werden (ja, das kann durchaus vorkommen), musste ich natürlich den Führer (bitte keine Witze über dieses Thema, es ist längst abgegriffen) spielen. Da jetzt scheinbar jedes noch so unwichtige Wesen dieser Welt eine selbstbemalte Karte mit seiner Reiseroute in seinen Blog stellt, und ich auch schon früher immer gerne gemapt habe, konnte ich dem Trend nicht widerstehen, und kann euch nun proudly presenten: Dadurch gings etwa:


Tolle Karte! Legen wir die erstmal weg - hierhin- so!

Am Nachmitag des 16. Februar begab ich mich, noch ziemlich müde vom Vorabend, an den Flughafen in Alajuela, um meine Gäste abzuholen, welche sich nur etwa um zwei Stunden verspätet haben. Nach einer (ziemlich lauten) Nacht in San Jose und einem kurzen Besuch bei Rosita gings nach La Fortuna, welches am Fuss des Vulkanes Arenal liegt. Dieser ist der aktivste des ganzen Landes und mit etwas Glück kann man in der Nacht beobachten, wie glühende Lava den Berg herunterfliesst. Da es jedoch die ersten zwei Tage immer leicht regnete oder bewölkt war (kommt sonst eigentlich fast nie vor in der Trockenzeit), hatten wir die Hoffnung, diese mit eigenen Augen zu sehen, schon fast aufgegeben, als wir am dritten Abend bei leicht besserem Wetter zum Aussichtspunkt fuhren. Nach etwa einer Stunde mehr oder weniger geduldigem Ausharren, hatten wir schliesslich Glück; zuerst waren nur einige Spritzer zu sehen, später jedoch floss immer mehr Lava unter dem dichten Nebel hervor. Laut einer Statistik gehören wir damit zu dem 0,0004% der Menschheit, welche solch ein Naturereignis mit eigenen Augen sehen durften.

die Lava, ein scheues, nachtaktives Geschöpf

Von La Fortuna aus begaben wir uns auch auf einen Tagesausflug nach Monteverde, den wahrscheinlich berühmtesten Nationalpark Costa Ricas. Die Strasse dorthin ist es eigentlich nicht wert, als eine solche bezeichnet zu werden, aber Leo (unser Fahrer) schien Gefallen an dieser Herausforderung gefunden zu haben. Gemeinsam haben wir uns an dem Gekreische und an den Stossgebeten unserer weiblichen Mitreisenden auf den billigeren Plätzen ergötzt.

Ein Faultier, gesehen auf dem Weg nach Monteverde

Monteverde "war den Kummer aber wert", wie man hier in Costa Rica so schön sagt. Bei (aufgrund des regnerischen Wetters) recht angenehmen Temperaturen sind wir gemütlich durch den Urwald spaziert und haben imposante Hängebrücken überquert. Einige von uns hatten sogar das Glück, einen Quetzal (http://www.losgringoslocos.net/images/quetzal.jpg) zu sehen, der wahrscheinlich bekannteste Vogel Lateinamerikas, welcher von den Atzteken als Gott verehrt wurde mittlerweile jedoch vom aussterben bedroht ist. Andere Mittreisende haben ihn wiederum nicht gesehen, weil sie in der Zwischenzeit damit beschäftigt waren, einen Haufen Blätter mit einem Vogel zu verwechseln. Ansonsten haben wir die Tierwelt von Monteverde eher gehört als gesehen; damit meine ich vor allem die Brüllaffen (http://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%BCllaffe), welche einen unglaublichen Mais machen.

Ein Einheimischer in Sámara

Als Nächstes ging die Reise weiter nach Sámara, ein ruhiges Städtchen an der Pazifikküste, auf der Halbinsel Nicoya. Dort gabs reichlich Sonne, Strand, Ceviche, Meer und Cerveza und auch sonst alles, was gemütliche Ferien so brauchen.

Meine Mutter auf Besuch bei Rosita



Nach einem Besuch in Atenas mit meiner Mutter, wo sie die Gelegenheit hatte, einige meiner costaricanischen Freunde kennenzulernen (und krank zu werden (vieleicht wegen dem Ceviche)), gings via San Jose weiter nach Tortugero (http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalpark_Tortuguero). Dieser Nationalpark, welcher im Nordosten des Landes liegt, an der Grenze zu Nicaragua, ist nur mit dem Boot oder auf dem Luftweg erreichbar.

Die namensgebenden Schildkröten in Tortugero

Gotte am Strand von Tortugero - weiter traut sie sich nicht

Nach einer längeren Bus- und Bootsfahrt erwarteten uns in Tortugero diverse Touren, zu Fuss oder per Boot, wobei wir so nah an die zahlreichen Viecher herangekommen sind, wie noch nie zuvor. Zu sehen gab es einiges: Tukane, Spinnen, diverse Frösche, unzählige Schmetterlinge und Vögel, drei Affenarten, darunter auch die schon früher gehörten Brüllaffen und eine Boa. Einige Bilder:

Rotaugenlaubfrosch

Tukan

Kapuzineräffchen


Kaiman
Nach Tortugero war unsere zweiwöchige Reise dann auch schon vorbei, am 1. März schikte ich meine mit Souvenirs beladenen Gäste wieder zurück in die Kälte. Am gleichen Abend ging ich noch auf die guaroreiche Feier anlässlich Macos fünfzigsten Geburtstages, doch darüber werde ich im nächsten Eintrag schreiben (auf den ihr hoffentlich nicht so lange zu warten braucht...). So, machts gut, ich bin dann mal weg...